Mittwoch, 12. November 2008

Stellet licht (Carlos Reygadas, 2007)

Wenn im Dunkel des Kinosaals das erste Bild auf der Leinwand erscheint, ist dies immer die Erschaffung einer Welt. Es werde Licht.

Stellet Licht arbeitetet den Filmanfang als Creatio ex nihilo besonders schön heraus. Wir sehen einzelne Lichtpunkte, bevor wir realisieren, dass es Sterne sind. In dieser mehrere Minuten dauernden Einstellung werden wir Zeuge eines spektakulären Sonnenaufgangs. Und die extrem langsame Kamerafahrt in dieser Einstellung lässt schon an Tarkovsky denken. Darüber hinaus liess sich Reygadas sicherlich auch von Dreyer und Bergman inspirieren.

Bei solchen Referenzen erwartet man natürlich einen spirituellen Film und wird recht behalten. Dennoch ist Stellet licht ein Exot mit einzigartiger Thematik: ein love triangle in einer Mennoniten-Gemeinde in Mexiko. Der Film schafft es, seinen spirituellen Gehalt vor allem durch die eindrücklichen Bilder (sprich: durch den Einsatz von Licht im Dunkeln) zum Ausdruck zu bringen. In den Dialogen werden überraschend selten theologische Fragen gestreift. Reygadas lässt einen realisieren, dass die Religion ein derart selbstverständlicher Bestandteil dieser Gesellschaft ist, dass sie nicht ständig thematisiert werden muss.

Stellet licht ist ein langsamer und minimalistischer Film. Die nicht geringe Länge, der Verzicht auf Filmmusik und die Filmsprache Plautdietsch, die wohl kaum jemand versteht, machen es dem Publikum auch nicht gerade leicht. Doch einige werden in Stellet licht eine eigenartige Schönheit und tiefgreifendes Leid erfahren.

Keine Kommentare: