Samstag, 31. Mai 2008
La Belle et la Bête (Jean Cocteau, 1946)
Einzig das Biest ragt mit seiner tiefen Zerrissenheit und Ambivalenz heraus. Es wird zum Zentrum der Handlung und auch der Gedanken aller Figuren, die darin eine Projektionsfläche für all ihre Wünsche und Ängste finden.
Ein Geniestreich ist das Ende, das durch die Auflösung des Rätsels der Bestie nicht den Zauber des Films zerstört, sondern direkt ein neues Rätsel schafft. Dieses neue Rätsel verunklart aber nicht nur, sondern macht dem Zuschauer den Film auf einer ganz neuen Ebene erschliessbar.
Montag, 26. Mai 2008
Hot Shots! Part Deux (Jim Abrahams, 1993)
Ja, ich sah mal wieder Hot Shots 2, ein Film, in dem Abrahams nichts neues erfindet und auf den plumpsten Witzen minutenlang herumreiten kann. Hinzu kommen ziemlich lieblos ausgespielte Filmzitate in Massen. Ich möchte nie an Hot Shots denken müssen, wenn ich Casablanca sehe. Aber um einige Kindheitserinnerungen neu aufleben zu lassen, hat der Film bei mir seinen Dienst schon erfüllt.
Monty Python and the Holy Grail (Terry Gilliam & Terry Jones, 1975)
Das beste kommt definitiv zu Beginn. Bei den Opening Credits wurden mir schon alle Lachtränenschleusen geöffnet. Ein brillianter Einstieg in eine wahnwitzig exzentrische Filmreise. Mit dem die Fiktionsebene immer wieder durchbrechenden Narrativ, der unironisch erhabenen Musik, den Episoden köstlichsten Monty Python-Humors und der alptraumhaften, Gilliam-typischen Kameraarbeit wurde ich vom Drive des Films richtig mitgerissen.
Mehrfaches Schauen und auch ein recherchieren des historischen und Mediengeschichtlichen Hintergrunds können dem Sehvergnügen eigentlich nur nützen. Sein Übersprudeln mit Elan, Kreativität, intelligentem Humoverständnis vom puren Nonsense bis zum Subtileren sind einfach fantastisch. Demnach sicher nicht zum letzten Mal gesehen.
Ni!
The Pornographers (Shohei Imamura, 1966)
Schwierig ist der Film, da er in seiner Exposition ebenso distanziert bleibt und wild zwischen Personen, Schauplätzen und durch die Zeit springt. Es dauerte darum überdurchschnittlich lang, bis ich mich in Plot und Protagonisten zurecht fand. The Pornographers ist aber auch einer jener Filme, wo sich die Anstrengung lohnt.
Man erhält nämlich eine ziemlich spitze Gesellschaftssatire die zeigt, wie Geld und Sex alles beherrschen und auch untrennbar miteinander verknüpft sind. Eine Verknüpfung, die ja gerade die Pornographie auf den Punkt bringt. Und mit den pornographischen Filmen ist auch ein Bezug zum eigenen Medium gegeben. Mit gewagtem, schwarzem Humor und vielen grotesken Szenen wird man auf die Doppelmoral der Gesellschaft hingewiesen und zum Nachdenken über die Beziehung zwischen den Geschlechtern angeregt. Am skurrilsten und eindrücklichsten sind einige surreale Sequenzen, die oft noch mehr Verwirrung stiften, da sie sehr schwer einzuordnen sind, sich aber nicht selten als treffende Spiegelung der Filmrealität auf einer ganz anderen Ebene offenbaren.
In The Pornographers steckt eine Menge Einfallsreichtum, eine Liebe zum Detail (ohne Detailaufnahmen, wohlgemerkt) und eine grosse audiovisuelle Ausdrucksstärke. Ein wenig kann man bei all dem an Buñuel denken und ein Vergleich mit Fellini drängt sich geradezu auf. Aber in erster Linie ist es einfach ein ziemlich eigenartiger Film.
Sonntag, 25. Mai 2008
Dirty Rotten Scoundrels (Frank Oz, 1988)
Mit Steve Martin und Michael Caine sind zwei sehr gegensätzliche Hauptdarsteller gegeben. Dies äussert sich nur schon in ihrer Art zu Schauspielern: Martin improvisiert und overactet in aller Wildheit während Caine sich cool zurückhält, wobei aber auch die kleinste Bewegung und jede Pose absolut sitzt. Ich bin sonst nicht sehr begeistert von Steve Martin, aber mit Caine als ruhigem Gegenpol hat dieser Film das richtige Gleichgewicht gefunden. Dass dieses Gleichgewicht durch Glenne Headly in der weiblichen Hauptrolle etwas ins Wanken gerät, dürfte selbstverständlich sein.
Im Film geht es um Con Artists und es scheint wirklich eine Genre-Regel zu sein, dass diese Filme in erster Linie das Publikum hinters Licht führen wollen (ein klassisches Beispiel ist ja das wunderbare Ende von The Sting). Dirty Rotten Scoundrels setzt seine Twists allerdings nicht sehr gelungen um. Da er fast komplett auf Parallelmontage verzichtet, ist sich der Zuschauer immer im klaren, dass der gerade nicht gezeigte Protagonist etwas am Aushecken sein muss (und es ist auch meist nicht schwer zu erraten in welche Richtung dieses Aushecken geht). Aber immerhin, am Ende kommt noch der grosse Twist, bei dem man sich richtig hereingelegt fühen darf. So ging es zumindest mir.
Donnerstag, 22. Mai 2008
Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull (Steven Spielberg, 2008)
Leider wurde wenig aus der vielleicht zu gutgläubigen Vorstellung nocheinmal die Magie zu erleben die ein Indiana Jones versprühte als man ihn auf halbem Weg zur Pubertät Abends zusammen mit den Großeltern im Fernsehen geschaut hat. Und selbst wenn man wenig erwartet hinsichtlich der ansonsten üblichen filmtechnischen Qualität und eigentlich nur das will was Indiana Jones schon immer gut konnte; das abgehobene, temporeiche Abenteuer das einen für 2 Stunden vergessen lässt das Archäologen tatsächlich die meiste Zeit damit verbringen Staub von Steinen zu pinseln, kommt man nicht umher zu bemerken das, auch wenn Indy um 20 Jahre gealtert ist, sich der Humor und das Gefühl während des Films eher in die entgegengesetzte Richtung entwickelt haben. Das Publikum das einem womöglich inzwischen weggestorben ist versucht man nun anscheinend mit neuem, jungem zu ersetzen indem man auf ein paar bewährte Mittel zurückgreift. Mittel wie witzige Tiere und noch überdrehtere Action.
Denn; Auf dem Papier klingt das Überleben einer nuklearen Testexplosion nahe des Zentrums in einem babyblauen 50er Jahre Külschrank samt kilometerweitem Flug und anschließender, sichtlich unsanfter Landung bescheuert? Im neuen Indy ist es kein Problem.
Und auch die Szene in der sich Dr. Jones' in diesem Teil neu eingeführter Sohn Mutt bzw. Henry (Shia LaBeouf) zusammen mit einer Herde Affen meisterhaft wie Tarzan und als hätte er noch nie etwas anderes getan durch den Dschungel schwingt sorgte unter den Kinobesuchern für großes Gelächter. Nicht etwa weil das ganze albern und deplatziert wirkt, selbst für die selbstgeschaffenen Verhältnisse eines Indiana Jones, sondern aufgrund der Affen.
Nebenbei wird das alte Feindbild des machtsüchtigen Kommunisten der über Nacht die Kontrolle über Träume und Gedanken aller gutbürgerlichen Amerikaner an sich reißen möchte relativ unkritisch wiederaufgewärmt und zelebriert. Ohne dabei das gewisse bisschen Ironie durchscheinen zu lassen das es gebraucht hätte um damit nicht veraltet und deplatziert zu wirken. Überstilisierung hin oder her.
Insgesamt lässt sich sagen dass das Königreich des Kristallschädels leider viel vom Charme verspielt den es als quasi-altherren Projekt und Wiederauflebenlassen der “Legende” hätte haben können, indem es an falscher Stelle versucht so jugendlich und frisch wie früher zu wirken und gleichzeitig im Vergleich zum Ende der 80er keinen Schritt nach vorne wagt. Es ist nichts halbes und nichts ganzes, aber trotzdem eine vorsichtige Empfehlung wert. Denn trotz aller Kritik gibt es durchaus genug Szenen in denen man die meist zumindest angenehm selbstironische Action relativ unbedacht genießen kann. Und so kommt sogar die lange Strecke zwischen erwähntem Kühlschrankritt und der Tarzanszene ohne größere Schnitzer aus und ist Stellenweise auf bestem Wege einfach wieder gewohnt abenteuerliche Unterhaltung zu sein.
Eine Fortsetzung die wie viele andere vor ihr nicht unbedingt hätte sein müssen, aber anders als viele andere gott sei dank auch niemandem schadet.
Dodge City (Michael Curtiz, 1939)
Der Film führt die typischen Western-Themen mit ganz einfachen Bildern ein: Ein Zug fährt Richtung Westen in eine neue, aufblühende Stadt. Dabei überholt sie die Postkutsche (Maschine vs. Muskelkraft) und ausserdem Gesetzeshüter und Gauner.
Die Gauner kommen also zuletzt, aber sie reissen nur kurz nach der Gründung die ganze Stadt an sich. Es reicht eben nicht, das wilde Land mit neuer Technologie zu erschliessen. Es braucht auch wahre amerikansiche Helden, welche Recht und Moral durchsetzen.
Soweit so unspektakulär... Ein wenig Würze erhält Dodge City aber durch die üblichen Reibereien zwischen De Havilland und Flynn. Man kann sogar sagen, dass hier schon vorsichtig Gender-Diskussion betrieben wurde. Unterhaltsam ist der Film auf jeden Fall. Der Höhepunkt ist vielleicht die spektakuläre Kneipenschlägerei, die eine humoristische Nebengeschichte erzählt und gleichzeitig den Plot entschieden forciert.
Trotz allem, was an Dodge City gelungen ist, werde ich mich das nächste mal wieder für einen Errol Flynn mit Degen entscheiden. Habe ich schon erwähnt wie genial Captain Blood ist?
The Twelve Chairs (Mel Brooks, 1970)
Ansonsten ist The Twelve Chairs jedoch zusammen mit Silent Movie definitiv jener Brooks-Film, dessen Feeling und Rhythmus mit kaum einem anderen Film vergleichbar ist. Diese liebenswürdige Einzigartigkeit macht The Twelve Chairs zu einem ganz speziellen Vergnügen, auch wenn er nicht so lustig ist wie andere Brooks-Filme und die Verstrickung des Plots auch aufregender hätte sein können.
Mittwoch, 21. Mai 2008
Cat People (Jacques Tourneur, 1942)
Cat People ist sowieso mehr als nur billiger Pulp. Auch wenn es im intellektuell ansprechenden und für seine Zeit ziemlich gewagten Subtext um die sogenannt niederen Instinkte geht. Im Zentrum steht die Angst einer jungen Frau vor der eigenen, durch ihre Erziehung unterdrückten Sexualität. Der Film interessiert sich auf allen Ebenen dafür, was sich hinter Fassaden verbirgt, was von Gefängnisse eingeschlossen wird und was in der Dunkelheit lauert. Etwas Banales, wie der Schlüssel eines Panther-Käfigs, wird mit starker Symbolik der Sexualität, der Schuld, des Todes, des Gefangenseins wie auch der Freiheit aufgeladen.
Cat People ist auch eine Absage an die Psychoanalyse, die nicht imstande sei, die wahren Abgründe der menschlichen Seele zu begreifen.
Irena: I don't feel you can help me. You're very wise, you know a great deal, yet when you speak of the soul, you mean the mind, and it is not my mind that is troubled.
Giulietta degli spiriti (Federico Fellini, 1965)
Fellinis erster Farbfilm hat nicht nur wunderbar gefilmte und herrlich schräge Bilder zu bieten, sondern auch eine sehr reiche Bildersprache. Durch Giuliettas Halluzinationen erhält der Zuschauer Einblick in ihre inneren Konflikt. Es ist ein Triumph der Montage, wie hier innere Bilder geisterhaft vor unseren Augen erscheinen und wieder verschwinden. Einer dieser erfrischend filmischen Filme, der weit davon entfernt ist bloss illustrierter und vertonter Text zu sein.