Mittwoch, 12. November 2008

Stellet licht (Carlos Reygadas, 2007)

Wenn im Dunkel des Kinosaals das erste Bild auf der Leinwand erscheint, ist dies immer die Erschaffung einer Welt. Es werde Licht.

Stellet Licht arbeitetet den Filmanfang als Creatio ex nihilo besonders schön heraus. Wir sehen einzelne Lichtpunkte, bevor wir realisieren, dass es Sterne sind. In dieser mehrere Minuten dauernden Einstellung werden wir Zeuge eines spektakulären Sonnenaufgangs. Und die extrem langsame Kamerafahrt in dieser Einstellung lässt schon an Tarkovsky denken. Darüber hinaus liess sich Reygadas sicherlich auch von Dreyer und Bergman inspirieren.

Bei solchen Referenzen erwartet man natürlich einen spirituellen Film und wird recht behalten. Dennoch ist Stellet licht ein Exot mit einzigartiger Thematik: ein love triangle in einer Mennoniten-Gemeinde in Mexiko. Der Film schafft es, seinen spirituellen Gehalt vor allem durch die eindrücklichen Bilder (sprich: durch den Einsatz von Licht im Dunkeln) zum Ausdruck zu bringen. In den Dialogen werden überraschend selten theologische Fragen gestreift. Reygadas lässt einen realisieren, dass die Religion ein derart selbstverständlicher Bestandteil dieser Gesellschaft ist, dass sie nicht ständig thematisiert werden muss.

Stellet licht ist ein langsamer und minimalistischer Film. Die nicht geringe Länge, der Verzicht auf Filmmusik und die Filmsprache Plautdietsch, die wohl kaum jemand versteht, machen es dem Publikum auch nicht gerade leicht. Doch einige werden in Stellet licht eine eigenartige Schönheit und tiefgreifendes Leid erfahren.

Mittwoch, 5. November 2008

Targets (Peter Bogdanovich, 1968)

Eine schier unmögliche Aufgabe und eine grosse Chance. Unter der Bedingung, dass er Szenen des Films "The Terror" verwende, ermöglichte Roger Corman dem jungen Peter Bogdanovich sein Regiedebüt. Corman hatte Boris Karloff noch für zwei Drehtage unter Vertrag, wovon Bogdanovich Nutzen machen sollte.

Bogdanovich löste die Aufgabe mit Bravour. Er verwendete die Terror-Szenen als Film im Film und inszeniert Karloff als den alternden Schauspieler Byron Orlok, der seine Karriere lang auf stereotype Horror-Rollen limitiert wurde. Karloff gefiel das Drehbuch, er verzichtete auf zusätzlichen Lohn und bereicherte den Film mit einer einzigartigen Performance und mit mindestens einer äusserst kleveren Improvisation. Die Szene, wo der verkaterte Orlok vor dem eigenen Spiegelbild zurückschreckt, ist unbezahlbar. Targets konfrontiert den klasischen Horror-Film mit dem neuen Hollywood. Und vor allem auch mit dem neuen Publikum: die Drive-Ins sind randvoll mit Menschen, mit einem Bedürfnis nach billigen Thrills.

Durch einen zweiten Handlungsstrang thematisiert Bogdanovich den gesellschaftlichen Wandel, der sich in ersten, gewaltigen Erruptionen abzeichnet. Inspiriert von einem realen Vorfall handelt Targets von einem Mann, der sein Scharfschützengewehr willkürlich auf Menschen richtet - und abdrückt. Die Radikalität dieser motivlosen Morde erzeugt eine verstörende Atmosphäre. Bogdanovich inszeniert das Leben der wohlbehüteten Mittelschicht mit stilistischer Prägnanz als eintönige, unromantische und inhaltslose Routine. Die Morde sind ein Symptom einer an der eigenen Trägheit erkrankten Gesellschaft.

Der Höhepunkt ist die Schlussszene, in der beide narrativen und thematischen Stränge aufeinandertreffen. Bogdanovich schafft hier eine Situation mit viel Spannung und einer überaus interessanten Figurenkonstellation. Darüber hinaus überzeugt die Szene vor allem durch die Vielschichtigkeit, mit der die medialen und sozialen Aspekte des Films zueinander in Beziehung gestellt werden.

Samstag, 4. Oktober 2008

Citizen Kane (Orson Welles, 1941)

Citizen Kane ist die Geschichte eines Mannes der im Wunsch geliebt zu werden immer mehr Günde findet an sich selbst zu zweifeln, und am Ende alles veliert bis auf seine Erinnerungen und das größte Vermögen aller Zeiten. 

Diese Geschichte wird dabei so geschickt und klar auf mehrere örtliche und zeitliche Ebenen verteilt, das der Film auch heute noch frisch und aktuell wirkt.

Gleich zu Beginn sieht man Charles Foster Kane's Tod. Ein ins Nichts gehauchtes Wort, “Rosebud”, und eine Schneekugel fällt zu Boden. Von hier an übernehmen die Journalisten es, seine Geschichte von den Leuten rekonstruieren zu lassen, die sein Leben prägten, entgegen seines anhaltenden Wahns immer nur prägen zu wollen. 


Nach und nach legen sich die verschiedenen Standpunkte wie Schichten über-, und reihen sich gekonnt aneinander, und zeichnen so das Bild Kanes ohne es selbst interpretieren zu können. Dies kann am Ende nur der Zuschauer selbst.

Der Film schließt mit der Einstellung die ihn auch eröffnet, ganz so wie Kane selbst am Ende seines Lebens in Gedanken wieder dort ist, wo es anfing. Bei seiner Mutter, seinem Haus, im Schnee mit seinem Schlitten. Im Grunde ein ganz normaler Mann also.

Sonntag, 8. Juni 2008

Le Roi et l'Oiseau (Paul Grimault, 1980)

Ein wahres Trickfilm-Meisterwerk. Der Plot ist simpel, doch durch seine poetisch und abstrakt visualisierte Form einzigartig. Sehr interessant ist, dass die dominierende Achse nicht die horizontale, sondern die vertikale ist. Es geht um einen Tyrannen, der von den Unterdrückten, angeführt von einem Vogel, zu Fall gebracht wird. Der Vogel steht für Freiheit, denn er kann sich in der Vertikalen frei bewegen, und für Individualität.

Auch auf der Handlungsebene spielen Bilder eine entscheidende Rolle. Der vertikal ausgerichtete Palast ist überladen mit Abbildern des Königs. Zwangsarbeit besteht darin, diese Statuen und Gemälde herzustellen und auf Frevel gegen Bilder des Königs steht die Todesstrafe (in einem Gesetzbuch, das nur aus Bildern besteht). Seine Bediensteten bestraft der König für ihre Unfähigkeit, indem er per Knopfdruck eine Falltür unter ihnen öffnet. Wir wissen nicht wohin diese Schächte führen und wer einmal so von der Bildfläche verschwunden ist, fällt auch ganz aus der Handlung hinaus.

Die Beziehung zwischen Original und Abbild wird richtig komplex, wenn ein Portrait des Königs zum Leben erwacht und dessen Platz einnimmt. Gleichzeitig steigen auch zwei einfache Menschen aus Gemälden, die bei der Revolution eine wichtige Rolle spielen. Zentral ist dann auch ein Blinder, der in der Musik eine neue Art der Machtausübung findet.

Le Roi et l'Oiseau geht also mit dem Thema der Mach und Tyrannei der Bilder auf sehr interessante und gleichzeitig auch unterhaltsame und emotional involvierende Art um. Der Film selbst rebelliert mit seinem eigenwilligen Stil auch gegen die Bilderkonvention des (Trick)Films. Schade, dass er heute etwas in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Aber sein Einfluss auf Ghibli lässt sich kaum bestreiten. Isao Takahata bekennt sich jedenfalls dazu.

Freitag, 6. Juni 2008

Pépé le Moko (Julien Duvivier, 1937)

Die vielschichtig verschachtelte und labyrinthische Struktur der Altstadt Algiers ist ein grossartiger Schauplatz. Sie ist für den pariser Verbrecher Pépé genauso sichere Festung, wie auch sein Gefängnis. Optisch erinnert sie durchaus an expressionistische Stummfilme aus Deutschland.

Im Zentrum der Handlung steht nicht so sehr Gewalt und Verbrechen als vielmehr die Sehnsucht nach Freiheit, Heimat, Liebe oder einfach nur dem gewohnten Glamour und Konfort. Andererseits aber auch das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Polizei und Pépé, kompliziert durch Informanten mit wechselnden Loyalitäten.

Die Intrigen, die komplexen Freundschaften, Feindschaften und Liebschaften spiegeln die Verworrenheit der Altstadt wieder. In Stimmung und Thematik wirkt Pépé le Moko auch schon wie ein Vorbote auf den Film Noir, dem ultimativ amerikanischen Genre in dem die Stadt zum handlungsmächtigen Charakter wird.

Montag, 2. Juni 2008

Partie de Campagne (Jean Renoir, 1936)

Ein Film, der vor allem durch seine Einfachheit erstaunt und wie er in seiner Kürze (40 mins) zu einem Klimax führen kann mit einer epischen Breite an mehrdeutigen, komplexen Gefühlen. Ein Film, in dem die Details mit der übergeordneten Struktur des Plots ineinander greifen und auf allen Ebenen der filmischen Informationsvermittlung eine sehr elaborierte, eloquente Sprache ihren Ausdruck findet.

Renoirs klassische Anliegen die Klassen, die Rollen der Geschlechter, das Alter und die Jugend - also schlicht die Gesellschaft betreffend, finden sich hier in ähnlich konzentrierter Form wie in seinem ultimativen Meisterwerk La Règle du Jeu. Dabei ist auch Partie de Campagne ein cleverer und amüsanter Film. Aber auch einer, der einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Sonntag, 1. Juni 2008

Fat City (John Huston, 1972)

Einer dieser unpolierten New Hollywood-Filme mit rauen, schwitzenden Bildern. Atmosphäre und Lebensgefühl treten absolut in den Vordergrund und benutzen Plot und Dialog nur als ihr Instrument (das ist sonst ja meist genau anders rum). Es ist ein richtiger Slice-of-Life-Film, der sich um klassische Spannungsbögen einen Dreck schert. Das Erzähltempo ist auf ein Minimum zurückgenommen, denn wie gesagt, darum geht es dem Film gar nicht.

Die Dialoge sind sehr simpel gehalten, doch ist es auch gar nicht nötig, den Charakteren mit raffinierten Sätzen künstlich psychologische Tiefe aufzudrücken. Es sind ganz klar keine flachen Figuren, doch ist eines ihrer Probleme, dass sie ihre Gefühle nicht angemessen ausdrücken können.

Schade ist, dass die Box-Szenen nicht sehr überzeugend wirken. Das fällt schon ins Auge in einem Film, der sonst stark auf Realismus setzt. Es sind dann also die staubigen Strassen, heruntergekommenen Apartments und schmierigen Bars - und natürlich vor allem die Menschen, die uns dort begegnen - welche im Gedächtnis bleiben.

Samstag, 31. Mai 2008

La Belle et la Bête (Jean Cocteau, 1946)

Natürlich die alte Geschichte von innerer und äusserer Schönheit. Der Film selbst verfügt über beides. Faszinierend düstere Sets mit grossartigem Lighting werden durch gute Effekten ins Märchenhafte entrückt. Märchenhaft wirken auch die archeotypischen Charakteren, die gute Heldin, der kranke Vater, die bösen Schwestern etc.

Einzig das Biest ragt mit seiner tiefen Zerrissenheit und Ambivalenz heraus. Es wird zum Zentrum der Handlung und auch der Gedanken aller Figuren, die darin eine Projektionsfläche für all ihre Wünsche und Ängste finden.

Ein Geniestreich ist das Ende, das durch die Auflösung des Rätsels der Bestie nicht den Zauber des Films zerstört, sondern direkt ein neues Rätsel schafft. Dieses neue Rätsel verunklart aber nicht nur, sondern macht dem Zuschauer den Film auf einer ganz neuen Ebene erschliessbar.

Montag, 26. Mai 2008

Hot Shots! Part Deux (Jim Abrahams, 1993)

Darf man nostalgisch werden, wenn Konzertflügel auf Hunde-Saddams fallen, Charlie Sheen ein Huhn zur Mordwaffe macht oder Rowan Atkinson von zusammengebundenen Schuhbändeln lahmgelegt ist?

Ja, ich sah mal wieder Hot Shots 2, ein Film, in dem Abrahams nichts neues erfindet und auf den plumpsten Witzen minutenlang herumreiten kann. Hinzu kommen ziemlich lieblos ausgespielte Filmzitate in Massen. Ich möchte nie an Hot Shots denken müssen, wenn ich Casablanca sehe. Aber um einige Kindheitserinnerungen neu aufleben zu lassen, hat der Film bei mir seinen Dienst schon erfüllt.

Monty Python and the Holy Grail (Terry Gilliam & Terry Jones, 1975)

Zugegeben, das letzte Mal sind mir bei dem Film die Füsse eingeschlafen. Irgendwie konnte ich mich nicht so recht in den sketchhaften Rhythmus des Filmes einfinden. Etwas anders ging es mir diesmal und das obwohl ich der letzten Erfahrung zum Trotz mit grossen Erwartungen an den Film heranging.

Das beste kommt definitiv zu Beginn. Bei den Opening Credits wurden mir schon alle Lachtränenschleusen geöffnet. Ein brillianter Einstieg in eine wahnwitzig exzentrische Filmreise. Mit dem die Fiktionsebene immer wieder durchbrechenden Narrativ, der unironisch erhabenen Musik, den Episoden köstlichsten Monty Python-Humors und der alptraumhaften, Gilliam-typischen Kameraarbeit wurde ich vom Drive des Films richtig mitgerissen.

Mehrfaches Schauen und auch ein recherchieren des historischen und Mediengeschichtlichen Hintergrunds können dem Sehvergnügen eigentlich nur nützen. Sein Übersprudeln mit Elan, Kreativität, intelligentem Humoverständnis vom puren Nonsense bis zum Subtileren sind einfach fantastisch. Demnach sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

Ni!

The Pornographers (Shohei Imamura, 1966)

Einer dieser Filme, die es einem nicht leicht machen. Er gewährt uns Einblick in das Leben eines nicht sehr erfolgreichen Pornographie-Produzenten. Es ist der Blick eines Voyeurs, denn die Kamera bleibt auf Distanz, filmt Innenräume oft durch die Rahmung der Fenster und die Dauer der Einstellungen ist aussergewöhnlich hoch. Es ist zugleich aber kein dokumentarisch anmutender Blick, denn dafür wirkt die Komposition der Bilder zu sorgfältig und die s/w-Ästhetik und ihre Schattenspiele zu stylisiert.

Schwierig ist der Film, da er in seiner Exposition ebenso distanziert bleibt und wild zwischen Personen, Schauplätzen und durch die Zeit springt. Es dauerte darum überdurchschnittlich lang, bis ich mich in Plot und Protagonisten zurecht fand. The Pornographers ist aber auch einer jener Filme, wo sich die Anstrengung lohnt.

Man erhält nämlich eine ziemlich spitze Gesellschaftssatire die zeigt, wie Geld und Sex alles beherrschen und auch untrennbar miteinander verknüpft sind. Eine Verknüpfung, die ja gerade die Pornographie auf den Punkt bringt. Und mit den pornographischen Filmen ist auch ein Bezug zum eigenen Medium gegeben. Mit gewagtem, schwarzem Humor und vielen grotesken Szenen wird man auf die Doppelmoral der Gesellschaft hingewiesen und zum Nachdenken über die Beziehung zwischen den Geschlechtern angeregt. Am skurrilsten und eindrücklichsten sind einige surreale Sequenzen, die oft noch mehr Verwirrung stiften, da sie sehr schwer einzuordnen sind, sich aber nicht selten als treffende Spiegelung der Filmrealität auf einer ganz anderen Ebene offenbaren.

In The Pornographers steckt eine Menge Einfallsreichtum, eine Liebe zum Detail (ohne Detailaufnahmen, wohlgemerkt) und eine grosse audiovisuelle Ausdrucksstärke. Ein wenig kann man bei all dem an Buñuel denken und ein Vergleich mit Fellini drängt sich geradezu auf. Aber in erster Linie ist es einfach ein ziemlich eigenartiger Film.

Sonntag, 25. Mai 2008

Dirty Rotten Scoundrels (Frank Oz, 1988)

Ein irgendwie sinnvolles Remake - engegengesetzt zum neu Auflegen von Klassikern mit grosser Anhängerschaft oder dem amerikanisch Neudrehen von Foreign Films mit guten Ideen, war Dirty Rotten Scoundrels ein Neufassung vom wohl nicht sehr bekannten oder werbewirksamen Bedtime Story.

Mit Steve Martin und Michael Caine sind zwei sehr gegensätzliche Hauptdarsteller gegeben. Dies äussert sich nur schon in ihrer Art zu Schauspielern: Martin improvisiert und overactet in aller Wildheit während Caine sich cool zurückhält, wobei aber auch die kleinste Bewegung und jede Pose absolut sitzt. Ich bin sonst nicht sehr begeistert von Steve Martin, aber mit Caine als ruhigem Gegenpol hat dieser Film das richtige Gleichgewicht gefunden. Dass dieses Gleichgewicht durch Glenne Headly in der weiblichen Hauptrolle etwas ins Wanken gerät, dürfte selbstverständlich sein.

Im Film geht es um Con Artists und es scheint wirklich eine Genre-Regel zu sein, dass diese Filme in erster Linie das Publikum hinters Licht führen wollen (ein klassisches Beispiel ist ja das wunderbare Ende von The Sting). Dirty Rotten Scoundrels setzt seine Twists allerdings nicht sehr gelungen um. Da er fast komplett auf Parallelmontage verzichtet, ist sich der Zuschauer immer im klaren, dass der gerade nicht gezeigte Protagonist etwas am Aushecken sein muss (und es ist auch meist nicht schwer zu erraten in welche Richtung dieses Aushecken geht). Aber immerhin, am Ende kommt noch der grosse Twist, bei dem man sich richtig hereingelegt fühen darf. So ging es zumindest mir.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull (Steven Spielberg, 2008)

Leider wurde wenig aus der vielleicht zu gutgläubigen Vorstellung nocheinmal die Magie zu erleben die ein Indiana Jones versprühte als man ihn auf halbem Weg zur Pubertät Abends zusammen mit den Großeltern im Fernsehen geschaut hat. Und selbst wenn man wenig erwartet hinsichtlich der ansonsten üblichen filmtechnischen Qualität und eigentlich nur das will was Indiana Jones schon immer gut konnte; das abgehobene, temporeiche Abenteuer das einen für 2 Stunden vergessen lässt das Archäologen tatsächlich die meiste Zeit damit verbringen Staub von Steinen zu pinseln, kommt man nicht umher zu bemerken das, auch wenn Indy um 20 Jahre gealtert ist, sich der Humor und das Gefühl während des Films eher in die entgegengesetzte Richtung entwickelt haben. Das Publikum das einem womöglich inzwischen weggestorben ist versucht man nun anscheinend mit neuem, jungem zu ersetzen indem man auf ein paar bewährte Mittel zurückgreift. Mittel wie witzige Tiere und noch überdrehtere Action.


Denn; Auf dem Papier klingt das Überleben einer nuklearen Testexplosion nahe des Zentrums in einem babyblauen 50er Jahre Külschrank samt kilometerweitem Flug und anschließender, sichtlich unsanfter Landung bescheuert? Im neuen Indy ist es kein Problem.


Und auch die Szene in der sich Dr. Jones' in diesem Teil neu eingeführter Sohn Mutt bzw. Henry (Shia LaBeouf) zusammen mit einer Herde Affen meisterhaft wie Tarzan und als hätte er noch nie etwas anderes getan durch den Dschungel schwingt sorgte unter den Kinobesuchern für großes Gelächter. Nicht etwa weil das ganze albern und deplatziert wirkt, selbst für die selbstgeschaffenen Verhältnisse eines Indiana Jones, sondern aufgrund der Affen.


Nebenbei wird das alte Feindbild des machtsüchtigen Kommunisten der über Nacht die Kontrolle über Träume und Gedanken aller gutbürgerlichen Amerikaner an sich reißen möchte relativ unkritisch wiederaufgewärmt und zelebriert. Ohne dabei das gewisse bisschen Ironie durchscheinen zu lassen das es gebraucht hätte um damit nicht veraltet und deplatziert zu wirken. Überstilisierung hin oder her.


Insgesamt lässt sich sagen dass das Königreich des Kristallschädels leider viel vom Charme verspielt den es als quasi-altherren Projekt und Wiederauflebenlassen der “Legende” hätte haben können, indem es an falscher Stelle versucht so jugendlich und frisch wie früher zu wirken und gleichzeitig im Vergleich zum Ende der 80er keinen Schritt nach vorne wagt. Es ist nichts halbes und nichts ganzes, aber trotzdem eine vorsichtige Empfehlung wert. Denn trotz aller Kritik gibt es durchaus genug Szenen in denen man die meist zumindest angenehm selbstironische Action relativ unbedacht genießen kann. Und so kommt sogar die lange Strecke zwischen erwähntem Kühlschrankritt und der Tarzanszene ohne größere Schnitzer aus und ist Stellenweise auf bestem Wege einfach wieder gewohnt abenteuerliche Unterhaltung zu sein.


Eine Fortsetzung die wie viele andere vor ihr nicht unbedingt hätte sein müssen, aber anders als viele andere gott sei dank auch niemandem schadet.

Dodge City (Michael Curtiz, 1939)

Das Trio Michael Curtiz, Errol Flynn und Olivia de Havilland ist für mich der Inbegriff von herzerwärmendem Abenteuerspass. Natürlich, ihre Filme sind sorgfältig auf die beiden Stars zugeschnittene Vehikel. Aber auch wenn ihre erste Leinwandromanze (Captain Blood) für von den inoffiziellen Sequels nie wieder ganz erreicht wurde, strahlt das Paar stets einen ganz besonderen Zauber aus. Nachdem ich Errol in seinen souveränen Rollen auf den Weltmeeren, in Indien oder dem Wald von Sherwood bewundert hatte, war ich gespannt, wie er sich als Westernheld machen würde. Und natürlich was hier der Grund sein wird, dass seine Liebe zu Olivia erst unmöglich scheint.

Der Film führt die typischen Western-Themen mit ganz einfachen Bildern ein: Ein Zug fährt Richtung Westen in eine neue, aufblühende Stadt. Dabei überholt sie die Postkutsche (Maschine vs. Muskelkraft) und ausserdem Gesetzeshüter und Gauner.
Die Gauner kommen also zuletzt, aber sie reissen nur kurz nach der Gründung die ganze Stadt an sich. Es reicht eben nicht, das wilde Land mit neuer Technologie zu erschliessen. Es braucht auch wahre amerikansiche Helden, welche Recht und Moral durchsetzen.

Soweit so unspektakulär... Ein wenig Würze erhält Dodge City aber durch die üblichen Reibereien zwischen De Havilland und Flynn. Man kann sogar sagen, dass hier schon vorsichtig Gender-Diskussion betrieben wurde. Unterhaltsam ist der Film auf jeden Fall. Der Höhepunkt ist vielleicht die spektakuläre Kneipenschlägerei, die eine humoristische Nebengeschichte erzählt und gleichzeitig den Plot entschieden forciert.

Trotz allem, was an Dodge City gelungen ist, werde ich mich das nächste mal wieder für einen Errol Flynn mit Degen entscheiden. Habe ich schon erwähnt wie genial Captain Blood ist?

The Twelve Chairs (Mel Brooks, 1970)

Dieses wahrscheinlich untypischste Filmchen von Mel Brooks nimmt nicht die Unterhaltungsindustrie auf die Schippe, sondern setzt einen russischen Roman um. Sein Slapstick und Nonsense-Humor erhält kontrapunktiert zu authentischen Sets und schwerer, pathetischer Musik beinahe poetische Qualität. Die treibende Kraft hinter den Figuren ist der Versuch sich von ihren staatlich vorgeschriebenen Rollen zu befreien. Wie dabei amerikanische Sovjet-Klischees bis zur Karrikatur überspitzt werden, erinnert ein wenig an Love and Death.

Ansonsten ist The Twelve Chairs jedoch zusammen mit Silent Movie definitiv jener Brooks-Film, dessen Feeling und Rhythmus mit kaum einem anderen Film vergleichbar ist. Diese liebenswürdige Einzigartigkeit macht The Twelve Chairs zu einem ganz speziellen Vergnügen, auch wenn er nicht so lustig ist wie andere Brooks-Filme und die Verstrickung des Plots auch aufregender hätte sein können.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Cat People (Jacques Tourneur, 1942)

Irgendwie habe ich immer etwas Mühe mit solchen übernatürlichen B-Movies. Es fällt mir schwer, mich von einer Geschichte fesseln zu lassen, die von einem monströsen Katzenvolk in Serbien ausgeht. Tourneur hat es dennoch geschafft mich in einigen Szenen richtig zu packen. Sein Trick war das Monster gar nicht zu zeigen. Der richtige Einsatz von Dunkelheit, Schatten und Sound erweist sich als viel effizienter.

Cat People ist sowieso mehr als nur billiger Pulp. Auch wenn es im intellektuell ansprechenden und für seine Zeit ziemlich gewagten Subtext um die sogenannt niederen Instinkte geht. Im Zentrum steht die Angst einer jungen Frau vor der eigenen, durch ihre Erziehung unterdrückten Sexualität. Der Film interessiert sich auf allen Ebenen dafür, was sich hinter Fassaden verbirgt, was von Gefängnisse eingeschlossen wird und was in der Dunkelheit lauert. Etwas Banales, wie der Schlüssel eines Panther-Käfigs, wird mit starker Symbolik der Sexualität, der Schuld, des Todes, des Gefangenseins wie auch der Freiheit aufgeladen.

Cat People ist auch eine Absage an die Psychoanalyse, die nicht imstande sei, die wahren Abgründe der menschlichen Seele zu begreifen.

Irena: I don't feel you can help me. You're very wise, you know a great deal, yet when you speak of the soul, you mean the mind, and it is not my mind that is troubled.

Giulietta degli spiriti (Federico Fellini, 1965)

Das "Dolce Vita" einer braven Ehe- und Hausfrau. Giuliettas (Giulietta Masina) Traum der perfekten Ehe wird zum Alptraum. Spiritismus, Psychoanalyse und Hedonismus flackern in ihrem Umfeld immer wieder wie verlockende Irrlichter auf, und versprechen einen Ausweg aus all ihren Problemen. Ihre streng katholische Erziehung erlaubt es ihr aber nicht einem dieser Wege zu folgen.

Fellinis erster Farbfilm hat nicht nur wunderbar gefilmte und herrlich schräge Bilder zu bieten, sondern auch eine sehr reiche Bildersprache. Durch Giuliettas Halluzinationen erhält der Zuschauer Einblick in ihre inneren Konflikt. Es ist ein Triumph der Montage, wie hier innere Bilder geisterhaft vor unseren Augen erscheinen und wieder verschwinden. Einer dieser erfrischend filmischen Filme, der weit davon entfernt ist bloss illustrierter und vertonter Text zu sein.